Warum sind Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler im Arbeitsmarkt nachgefragt?
Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind im Arbeitsmarkt auch dort nachgefragt, wo es nicht um spezifisches Fachwissen geht:
- Sie verfügen über ein breites und generalisiertes Wissen sowie eine hohe Methodenkompetenz.
- Sie können flexibel und vielfältig eingesetzt werden.
- Sie verfügen über die Fähigkeit, sich neues Wissen rasch anzueignen und neue Situationen und Sachverhalte rasch zu erfassen.
- Sie sind fähig, Informationen systematisch zu gewichten, zu ordnen und aufzubereiten.
- Sie können aus Informationen Argumente und Botschaften ableiten und sie zielgruppenspezifisch präsentieren.
- Sie verfügen über konkretes Wissen zu gesellschaftlichen Gruppen und Kulturen, kennen ihre Sprache und Codes und können damit erfolgreich Marktsegmente bearbeiten und neue Märkte erschliessen.
- Sie haben gelernt, Bekanntes neu und anders zu sehen und können so für kleine und grosse Innovationen sorgen.
- Sie wissen, dass nicht Fakten entscheidend sind, sondern ihre Wahrnehmung, und vermögen damit in allen Bereichen Überzeugungsarbeit zu leisten.
Geisteswissenschaftlerinnen und
Geisteswissenschaftler sind überall dort gefragt, wo es nicht bloss darum geht, das Bestehende zu optimieren oder am Laufen zu halten – dort, wo alle damit beschäftigt sind, das Bestehende zu erhalten, sorgen sie mit Kritik und einem anderen Blick dafür, dass Neues entsteht.
Als Allrounder oder Fachspezialisten sind Geisteswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler gemeinsam mit Betriebswirtschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Sozialwissenschaftlerinnen und - wissenschaftler, Technikerinnen und Techniker sowie Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf allen Hierarchiestufen in Produktions- und Dienstleistungsbetrieben (Banken, Versicherungen, Beratungsunternehmen) sowie der Verwaltung überall dort tätig,
- wo es an mehr Information und Wissen bedarf;
- wo Unsicherheit besteht oder unter Unsicherheit entschieden oder gehandelt werden muss;
- wo es gilt, Trends und Risiken zu erkennen
- und wo Neues entsteht oder gewagt wird.
In enger Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften entwickeln sie in Banken und Versicherungen neue Produkte und Dienstleistungen, die Trends mit der notwendigen kritischen Haltung aufnehmen und damit neue Risiken absichern. Für Produktions- und Dienstleistungsbetriebe erschliessen sie neue Märkte, decken mit neuen Produkten jeglicher Art neue Bedürfnisse und Kundengruppen ab, positionieren ihre Unternehmen neu, arbeiten in der Verwaltung evidenzbasierte Grundlagen für politische Entscheide aus, entwickeln Strategien und setzen diese oftmals als Mitglieder der Direktion oder des Verwaltungsrates um.
Schliesslich entwickeln sie das für die Umsetzung der Strategie notwendige Marketing im breit verstandenen Sinne, formulieren mit weiteren Fachleuten die überzeugenden Botschaften, sind an der Gestaltung und Verpackung des Produktes beteiligt, sorgen damit für Aufmerksamkeit oder Akzeptanz, führen neue Produkte, Prozesse und Verfahren ein, indem sie beraten, überzeugen, motivieren, ausbilden und coachen.
Das SECO hat 2015 eine umfassende Studie zum Fachkräftemangel in verschiedenen Berufsfeldern publiziert (www.seco.admin.ch). «Interessant ist, dass nicht etwa die in der öffentlichen Debatte stark präsenten MINT-Gebiete den grössten Fachkräftemangel aufweisen, sondern Berufsfelder wie Management und Finanzen, in denen die GSW traditionell sehr stark repräsentiert sind.» (SNF-Factsheet «Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) im Dienste von Wirtschaft und Gesellschaft», Januar 2016)