Gesamteinschätzung

Allgemein kann festgehalten werden, dass sich die Absolventinnen und Absolventen eines geistes- oder sozialwissenschaftlichen Studiums statistisch betrachtet gut im Arbeitsmarkt etablieren. Gemäss aktuellen Statistiken liegt die Erwerbslosenquote der Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und –Wissenschaftler 5 Jahre nach dem Abschluss des Masterstudiums unter 3% und damit tiefer als etwa diejenige der Naturwissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern oder der Asolventinnen und Absolventen der technischen Wissenschaften.


Die Studie «Die berufliche Situation von Absolventinnen und Absolventen der Geises,- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften universitärer Hochschulen» (BfS, 2015) bringt interessante Resultate hervor, und ermöglicht eine Differenzierung zwischen Fachbereichen (Literatur- und Sprachwissenschaften, Historische und Kulturwissenschaften). 

Im Vergleich zu den stark arbeitsmarktorientierten Wirtschaftswissenschaften schneiden die Geistes- und Sozialwissenschaften mit Blick auf die erhobenen Indikatoren zur Berufssituation allgemein etwas schwächer ab. Dies «sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen vor allem fünf Jahre nach dem Hochschulabschluss grossmehrheitlich erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt positioniert haben.» (ebd, S.5)

Einkommensunterschiede, anfängliche Probleme bei der Stellensuche und eine vergleichsweise häufigere Überqualifizierung (im Sinne der Ausbildungsniveauadäquanz) dürfen nicht schöngeredet werden, sind jedoch keineswegs alarmierende Signale. Die sogenannte «Sucharbeitslosigkeit» nach dem Studium ist ökonomisch sinnvoll, damit die Absolvent/innen auch eine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle annehmen. Im Wissen um eine breite, nicht berufsspezifische Qualifizierung für unterschiedliche Bereiche erstaunt die etwas längere Suche daher nicht. Die Vorteile einer angemessenen Tätigkeit wiegen die Kosten der kurzen Suchphase mehrfach auf.

Im Vergleich mit den Wirtschaftswissenschaften sollten auch die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Tätigkeitsbereiche berücksichtigt werden. So arbeiten rund 60% der Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen im öffentlichen Sektor, davon 50% im Bildungswesen. Dies hat einen Einfluss auf Anstellungsbedingungen und auf das Einkommen. Letztlich darf nicht vergessen werden, dass «der Arbeitsmarkt» teilweise sehr traditionell nach spezifischen Personalkategorien sucht – es dürfte einige Inserate geben, die vom Profil her beispielsweise nicht zwingend auf einen Wirtschaftswissenschaftler oder eine Rechtsabsolventin eingeschränkt werden müssten. Dass dies Auswirkungen auf die Statistik der Ausbildungsniveauadäquanz und auf die Erfahrungen bei der Stellensuche hat, liegt auf der Hand. Die Resultate müssen daher immer jeweils in ihrem Kontext betrachtet werden.

«Ein systematischer Zusammenhang im Sinne, dass steigende Absolventenzahlen zu einer Zunahme der Anteile erwerbsloser oder überqualifiziert erwerbstätiger Absolvent/innen geführt hätten, konnte nicht bestätigt werden.»

ebd, S. 4